Bild: (c) Bohumil Kostohryz
Montag, 1. Dezember 2025
Dauer: 1h20
Stahltier
Ein Exorzismus in Memoriam Willy Zielke von Albert Ostermaier
Euro-Studio Landgraf, Théâtre National du Luxembourg/ Renaissance-Theater Berlin
Regie: Frank Hoffmann, Bühne: Christoph Rasche, Kostüme: Jasna Bosnjak mit Jacqueline Macaulay und Wolfram Koch
Vor der Vorstellung - Zusammenarbeit mit der Universität Freiburg
Montag 1. Dezember - 18 Uhr - Equilibre (Bar 3. Stock)
Wie wäre es mit einer kleinen Apéro-Platte, bevor die Truppe die Bühne betritt? Und wenn wir uns ein wenig unterhalten, bevor wir das Werk auf der Bühne entdecken? In dieser Reihe kurzer Vorträge und Diskussionen bieten Ihnen die Universität Freiburg und Theater in Freiburg einige Denkanstösse, um eine alternative Tür zum bevorstehenden Theatererlebnis zu öffnen.
Eintritt frei – Vortrag 30 Minuten, gefolgt von 20 Minuten Diskussion
Kollaboration oder Widerstand – das ist hier die Frage
Das Stück «Stahltier» von Albert Ostermaier thematisiert Kollaboration und Instrumentalisierung anhand der Beispiele Leni Riefenstahl und Willy Zielke im Dritten Reich. Wie lässt sich ein Mensch durch eine Diktatur prägen und vereinnahmen? Wo liegen die Grenzen? Wann beginnt Widerstand? Fragen die aktueller nicht sein könnten. Darum soll es in diesem Beitrag um verschiedene Formen von Kollaboration und Widerstand gehen. Anhand von Beispielen aus der Schweiz während des Spanischen Bürgerkriegs sowie aus Südosteuropa während des Zweiten Weltkriegs werden wir uns der Thematik annähern und letztlich danach fragen, ob und wie wir uns selbst in solchen Szenarien wiedererkennen.
mit Franziska Zaugg, Lektorin am Departement für Zeitgeschichte, Unifr
Der Name des Regisseurs und Kameramannes Willy Zielke mag wenigen bekannt sein. Doch die anderen Protagonisten dieses Stücks sind berüchtigt: Leni Riefenstahl, Schöpferin monumentaler Propagandafilme und Vertraute Hitlers, sowie Joseph Goebbels, Reichsminister für Propaganda und Volksaufklärung.
Im Stück nun rekonstruiert Zielke die Szenen eines erbarmungslosen Versklavungsprozesses. Riefenstahl nutzt dabei nicht nur seine Talente, um ihre eigenen filmischen Ambitionen zu fördern, sondern versucht zugleich, einen lästigen Konkurrenten auszuschalten. Sie schreckt auch nicht vor Erpressung, Entführung, psychiatrischer Internierung, Sterilisation und Hausdurchsuchungen zurück. Wird Zielke nach seiner Entlassung 1945 auch innerlich von diesen traumatischen Erlebnissen erlöst sein? Die Enthüllungen der Investigativjournalistin Nina Gladitz im Jahr 2020 zum Fall Zielke inspirierten Albert Ostermaier, einen der renommiertesten und meistgespielten Autoren des deutschsprachigen Raums, zu einem packenden Biopic. Ostermaier, der 2023 von einer prominenten internationalen Jury und dem Ooom Magazin neben Persönlichkeiten wie dem Dalai Lama, Alexei Nawalny und Anselm Kiefer zu den «inspirierendsten» Menschen der Welt gewählt wurde, hat mit diesem Werk ein Meisterstück geschaffen. Unter der Regie von Frank Hoffmann, international gefragter Regisseur, wird das Stück multimedial und eindrucksvoll inszeniert. Mit Jaqueline Macaulay und dem Tatort-Schauspieler Wolfram Koch (Frankfurter Kommissar Brix) ist diese Koproduktion des Théâtre National de Luxembourg und des Berliner Renaissance-Theaters unter der Vermittlung von Eurostudio Landgraf ein Highlight der Saison.